Dienstag, 18. November 2025
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Sensation vor 30 Jahren: Carbon zum Aufsprühen

In April 1995 sorgte der nachfolgende Artikel in der ZWEIRAD für gewaltige Resonanz. Damals gab es keine KI und Photoshop steckte noch in den Kinderschuhen. Was auf einem Foto zu sehen war, das gab es auch! Dachten viele.
Heute braucht es schon einen Blitzerpfosten zur Publikumsverwirrung am 1. April.

Ein Spray bringt die Zubehörzunft kräftig ins Schwitzen: Nachdem sich der Werkstoff Carbon (Kohlefaser) auch im Motorradbau immer weiter durchsetzt, verdiente mancher Zubehörteilelieferant nicht schlecht an den leichten schwarzen Teilen mit dem auffälligen Muster.

Und mancher Biker mit dem nicht ganz so dicken Geldbeutel schielte sehnsüchtig auf die edlen Teile, schließlich konnte er nur popeliges Plastik vorzeigen. Und die angebotenen Klebefolien erwiesen sich beim näheren Hinsehen als leicht identifizierbares Imitat.

Das ändert sich bald schlagartig, denn aus den USA kommt die Kohlefaser aus der Spraydose. Dabei handelt es sich keinesfalls um einen schwarzen Lack mit kohlefaserähnlicher Struktur, sondern um Originalmaterial, welches jetzt erstmals in Sprühform hergestellt wurde.
Ausschlaggebend war, wie schon so oft, die NASA, die einen strapazierfähigen, aber dennoch leichten Überzug für hochbelastete Teile suchte. Dazu kam die hervorragende Leitfähigkeit, die gerade in der Raumfahrt sehr wichtig ist.

Die macht sich der Hersteller, ein US-Chemiekonzern aus dem Süden der USA namens F.O.A. zunutze. So ist es möglich, mit der wahlweise positiv bzw. negativ polarisierten Kohlefasermasse eine Struktur zu erzeugen, die der sonst in Matten gefertigten aufs Haar gleicht. Dabei hilft das „Gedächtnis“ jedem einzelnen Teil, welches vorher elektromagnetisch „geschrieben“ wurde, seinen richtigen Platz zu finden.

Bei einem Vorabversuch mit einer Testdose, die wir auf nicht ganz alltäglichem Weg erhielten (siehe auch „Was so alles passiert) konnten wir uns von der Funktion überzeugen.

Die Kohlefaser aus der Sprühdose trägt aber nicht nur auf das vorhandene Material auf und verhilft ihm dadurch neben einer wundervollen Optik auch zu mehr Bruchsicherheit, sondern sie ätzt bei Kunststoffteilen wie Schutzblechen und Verkleidungen auch die Ober-fläche leicht an und geht so eine unlösbare Verbindung mit dem Untermaterial ein.

Während das Produkt als solches gut funktioniert, hat F.O.A. scheinbar große Schwierigkeiten mit der Vermarktung. Nicht, dass kein Mensch dieses mit 39,- DM pro Dose nicht einmal so teure Produkt kaufen will. Die Patentanmeldung ist es, die die Amis schlicht und ergreifend verschlafen zu haben scheinen. Offiziell ist noch keine Dose in Deutschland an den Handel ausgeliefert, ,,unter dem Ladetisch“ konnten wir allerdings schon bei einigen Händlern nach hartnäckigem Nachfragen eine Dose „Carbon o.k.“ entdecken.

Rückfragen beim Importeur erbrachten dort erst einmal großes Unverständnis („Woher wissen Sie das überhaupt?“), schließlich begründete man die zögerliche Markteinführung mit „noch nicht ganz geklärten Gebrauchsmusterproblemen“, die aber, so Pressesprecher Matoscheck, ,,bis spätestens zum 1.4. dieses Jahres“ geklärt sein sollen. „Dann bekommen die Carbonverarbeiter, und hier denke ich auch an die Helmhersteller, ein richtiges Problem.“

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