Drehstabfederung im Motorrad – Leonhard Beck baut Prototyp
Der ein oder andere Leser wird sich noch erinnern: Vor etwas mehr als drei Jahren berichteten wir in der ZWEIRAD über eine innovative Hinterradfederung, die Leonhard Beck aus Buchschwabach für den Einsatz im Motorrad adaptiert hat. Der langjährige Ingenieur und Aikido-Trainer, der in seinem Budo & Sporthaus in Buchschwabach unter anderem Fallschulübungen speziell für Motorradfahrer anbietet, hatte seine Idee bereits 2015 zum Patent angemeldet und dieses schließlich 2019 zugeteilt bekommen. Bei der Drehstabfederung baut sich durch das Verdrehen eines Stabes um seine Längsachse in dessen Querschnitt eine Torsionsspannung auf, die in diesem Fall zur Federung des Hinterrads genutzt werden kann.
Die Drehstabfederung an sich ist allerdings keine neue Erfindung (bekannt z.B. aus dem VW Käfer), im Zweirad wurde in dieser Richtung jedoch noch nichts entworfen oder patentiert, das den Weg in eine Großserienherstellung gefunden hätte. Dabei bringt die Drehstabfederung durchaus Vorteile. Die kompakte Bauweise ohne ein voluminöses Federbein schafft Raum für andere Komponenten wie z.B. das Ansaug- oder Auspuffsystem. Bei einem Elektrofahrzeug wiederum könnte der frei gewordene Platz für eine größere Antriebsbatterie genutzt werden. Auch für neue Designmöglichkeiten im Heckbereich eignet sich das System hervorragend. Dazu ist die Drehstabfederung vergleichsweise leicht, bietet einen tiefe Schwerpunktlage, ist gut zugänglich und erlaubt eine Trennung von Federung und Dämpfung.
Zur schnellen Nach- oder Umrüstung bestehender Motorradmodelle ist die Drehstabfederung allerdings nicht geeignet. Weil Schwinge und Heckbereich neue Anlenkpunkte voraussetzen, wäre ein Motorrad mit dieser Technik eher eine Neukonstruktion.
Das Besondere am Patent ist nicht die Drehstabfederung selbst, sondern die einfache Möglichkeit, die Progressionskurve der Federung zu verändern. Dies gelingt durch einfachen Austausch des Zugankers, wodurch ein anderer Anlenkpunkt der Abstützung am Rahmen genutzt wird. Mit dem Patent in der Tasche könnte ein Motorradhersteller im Bereich der Hinterradfederung mit einer großen Innovation auf den Markt kommen, die sich auch optisch gut in Szene setzen ließe.
Vor drei Jahren war Leonhard Beck noch auf der Suche nach einem Partner, der anhand seiner Konstruktionszeichnungen einen Prototyp der Drehstabfederung erstellen sollte. Da sich aber kein Partner fand, für eine möglichen Verkauf des Patents ein funktionierender Prototyp aber unerlässlich ist, machte sich Leo Beck schließlich selbst ans Werk. Binnen sechs Monaten fertigte er mit den manuellen Dreh- und Fräsmaschinen in seiner Werkstatt eine Schwinge mit integrierter Drehstabfederung.
Dazu ergänzte er noch eine hydraulische Dämpfung, die allerdings nicht Bestandteil des Patents ist. Während beim klassischen Federbein Dämpfung und Feder untrennbar verbunden sind, können die hydraulischen Dämpferkomponenten fast überall im Motorrad Platz finden.
Die Dimensionen der Schwinge nahm Leonhard Beck von seiner Sportenduro, einer Sherco 300, ab. Durch die schlanke Form der Enduroschwinge, die hohen auftretenden Kräfte und den großen Federweg ist die Implementierung dieser Federung in einer Sportenduro eine besondere Herausforderung. In einem Cruiser mit breiter Schwinge und vergleichsweise kurzen Federwegen wäre die Drehstabfederung noch deutlich unauffälliger unterzubringen.
Mit dem Bau des Prototyps sind nun fast zwei Jahre Ingenieursarbeit in das Projekt geflossen und für Leonhard Beck ist damit das Ende der Entwicklung erreicht. Für einen weiteren Prototyp, der dann entweder auf einem Automaten getestet oder direkt in ein Fahrzeug eingebaut werden kann, fehlen ihm die notwendigen Werkzeuge und Möglichkeiten.
Ein Fahrzeughersteller, der sich für eine neue, innovative Hinterradfederung interessiert, könnte von Leonhard Beck ein fertig entwickeltes System mit allen Konstruktionszeichnungen und Berechnungen erwerben und damit einen neuen Weg im Motorrad-Fahrwerksbau beschreiten – designed in Franconia.
Leonhard Beck ist unter der Tel.-Nr. 0179-5122254 oder per E-Mail unter mail@aikido-beck.de zu erreichen.